Wie man mit Wohnmobilen die Nachhaltigkeit verbessert

Nachhaltigkeit gilt in Zeiten des Klimawandels als Muss. Doch ist es als nachhaltige Familie überhaupt möglich mit einem Wohnmobil Urlaub zu machen? Es ist nicht nur der Dieselverbrauch, sondern viele andere Faktoren die eine umweltbewusste Reiseform Wohnmobil kennzeichnen.

Wir zeigen Dir auf, welche Ressourcen allein in der Produktion verbraucht werden, wie Du beim Spritverbrauch sparst, welches Verhalten im Urlaub vorbildlich ist und mit welchen Tricks Du der Umwelt etwas Gutes tust trotz Reisemobilurlaub. Und natürlich erfährst Du hier, warum Halbcamper sogar umweltfreundlicher sind als Elektro-Wohnmobile.

Ressourcenverbrauch in der Produktion

dieselgetriebene Freizeitfahrzeuge

Der Verbrauch von CO2 und Energie allein in der Produktion eines modernen Reisemobilen ist enorm. Gemessen werden dabei die unterschiedlichsten Produktionsstufen und auch die Verschrottung. Der CiVD, also der Herstellerverband der Freizeitfahrzeughersteller, hat in 2020 dazu eine Studie beim Ifeu Institut beauftragt, die den Treibhausgas als Maßstab für die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Fahrzeugtypen benutzt.

Treihausgasemmission Freizeitfahrzeuge - Quelle ifeu Institut
Treibhausgasessmissionen von Freizeitfahrzeugen bei Herstellung und Verschrottung; Quelle: CiVD, Ifeu Institut 2020

Erkennbar ist, dass je Fahrzeugtyp zwischen 15 und 18 Tonnen an CO2-Äquivalent eingesetzt werden um ein vollintegriertes Reisemobil bis hin zu einem Wohnwagengespann (inkl. PKW) herzustellen. Die einzelnen Produktionsschritte von Chassis, über die GFK-Aufbauten und den Innenausbau sind einzeln aufgeführt. Dabei wird deutlich, dass im Vergleich zum PKW die Reisemobilhersteller mit dem Auf- und Ausbau viel zusätzliche Energie hineinstecken.

Die Produktionsenergie fällt bereits vor dem ersten Fahrkilometer an, aber sicherlich kann man sie auf das Fahrzeugleben oder die Fahrkilometer umlegen. Nachhaltigkeit beim Wohnmobil muss man also über den gesamten Lebenszyklus betrachten.

Elektro-Fahrzeug-Produktion

Elektrofahrzeuge sind bei PKWs beliebt geworden, doch die Emissionen an Kohlenstoffdioxid sind sogar dafür in der Produktion deutlich höher. Es sind die Batterien und die Entsorgung, die hohe Aufwände verursachen. Diese werden zwar im Laufe der Zukunft durch steigende Effektivität besser werden, doch umgelegt auf ein ganzes Fahrzeugleben rechnen sich die Elektro-PKWs erst ab einer bestimmten Kilometerleistung.

Kohlenstoffdioxid-Emission im Antriebsvergleich für PKW
Kohlenstoffdioxid-Emission im Antriebsvergleich für PKW; Quelle: Broschüre BMU 2021 nach ifeu Inst.

Der oben gemachten Studie liegt eine Lebensfahrleistung des PKW von 150.000km zugrunde und ein verbesserter Energiemix im Jahre 2030. Dennoch ist die doppelte Energie zur Herstellung von Fahrzeugen im direkten Vergleich Diesel vs. Elektro zu erkennen. Für schwere Wohnmobile (meist 3,5 t zGG) gibt es noch keine Studie, doch es ist einfach abzuleiten, dass sich größere Batterien im Vergleich Diesel/Elektro noch negativer auf die CO2-Bilanz auswirken als bei PKW.

So sparst Du Diesel – Nachhaltigkeit beim Wohnmobilbetrieb

Der Verbrauch an Diesel (Benziner gibt es selten, eher den kleineren urban CamperVans) ist im Vergleich zum PKW höher. Bei der typischen Reisegeschwindigkeit liegt der Verbrauch auch in Abhängigkeit von innerort, außerorts und Autobahn bei 9 bis 14 l/100km. Caravangespanne innerorts sind dabei deutlich verbrauchsintensiver wie Kastenwagen auf der Autobahn.

CO2-Emmision je Fahrkilometer für Freizeitfahrzeuge; Quelle: ifeu Institut 2020
CO2-Emmision je Fahrkilometer für Freizeitfahrzeuge; Quelle: ifeu Institut 2020

Der Fahrbetrieb des Freizeitfahrzeuges hat also einen hohen Beitrag zur CO2-Emmision. 100.000 km Fahrleistung verursachen also 31 bis 35 Tonnen an CO2. Also sollten wir den Verbrauch durch ein paar Tipps mit dem Wohnmobil nachhaltig senken.

Tipp #1: ein sparsames Fahrzeugmodell wählen

Fahrzeug mit den neusten Abgasnormen haben weniger Ausstoß. Euro 5 oder Euro 6 sind damit deutlich umweltfreundlicher als alte Fahrzeuge. Natürlich sollten wir mit Blick auf die Produktionskosten die alten Fahrzeuge nicht vorzeitig abwracken, aber mit den obigen Zahlenwerten lässt sich leicht errechnen, wann sich die Neuanschaffung rein ökologisch lohnt.

Tipp #2: mehr Personenkilometer vereinen

Das Reisemobil bietet Platz für zwei oder sogar die ganze Familie. Im Vergleich zu andere Transportmöglichkeiten des Urlaubs (Flugreise, Bahnfahrt) wird immer auf Personenkilometer verglichen. Der Transport von weiteren Personen beim Wohnmobil ist bis auf das geringe Mehrgewicht kostenlos.

Falls möglich kann man die Anreise natürlich verkürzen. Nahziele haben auch Ihren Reiz.

Tipp #3: weniger Ballast und mehr Reifendruck

Das Eigengewicht spielt auch bei Wohnmobilen eine Rolle. Überlegt genau ob wirklich der volle Wassertank bereits auf der Anreise erforderlich ist. Gerade bei den Flüssigkeiten (Abwasser, Diesel) kann man geschickt abspecken. Ebenso ist es besser den Reifendruck zu erhöhen. Es ist (leider) in Mode gekommen, den Reifendruck bei Reisemobilen aus Komfortgründen soweit abzusenken, wie die Achslastvorschriften es erlauben. Doch ist dieser Komfort schnell 1 l/100km Diesel wert.

Tipp #4: Luftverdrängung und Fahrweise anpassen

In der WLTP-Berechnung spielt die Stirnfläche des Fahrzeuges eine wesentliche Rolle. Zusätzliche Aufbauten wie Dachträger oder Surfbretter erhöhen den Verbrauch. Sogar eine aufgestellte Dachluke oder die angebaute Markise sind messbar. Fahrräder hinterm Fahrzeug sind verbrauchsärmer als oben drauf (insbesondere bei Wohnwagengespannen).

Wesentlichste Verbrauchsreduzierung erhaltet Ihr aber durch die Fahrweise. Niemand muss so langsam fahren wie ein LKW, aber statt 150 km/h lediglich 110 km/h zu fahren reduziert den Durchschnittsverbrauch um 2 l/100km. Das ist enorm. Stop-and-Go im Stau sind ebenso deutlich verbrauchsintensiver wie das lässige Dahingleiten auf freien Straßen. Wer also die Möglichkeiten der Zeiteinteilung hat, reist lieber nachts oder in der Nebensaison.

nachhaltiges Verhalten beim Übernachten im Wohnmobil

Doch nicht nur die Reise verbraucht Energie sondern auch der Aufenthalt. Hier kann man viel sparen. Einfache Tipps sind:

  • Wer mit seinem Strom nicht autark sein kann, sollte sich besser Solaranlagen statt eines Dieselgenerator anschaffen. Beide Ressourcen verschlingen natürlich in der Produktion Geld, doch der Generator zudem Betriebsstoff. Noch besser ist es natürlich weniger Strom zu verbrauchen oder ihn aus der Steckdose zu beziehen.
  • Klimaanlagen, auch wenn es Euch zu warm wird, sind Umweltkiller. Schattenparkplätze, gute Durchlüftung vor dem Schlafengehen oder ein Ventilator sind deutlich verbrauchsärmer als eine Klimaanlage auf dem Dach.
  • Energiesparlampen und effiziente Kühlgeräte sollten in einem modernen Wohnmobil ohnehin verbaut sein.
  • Wo immer es geht nutzt die stationären Toiletten. Ob auf einem Campingplatz, in einem Restaurant oder in öffentlichen Klohäusern, Wasserspülungen sind besser als Chemietoiletten im eigenen Camper. Selbstverständlich hat das eigene WC im Camper seine Bedeutung, aber wer die Entleerungen reduziert, entlastet damit auch die Kläranlagen. Trockentoiletten sind ebenso empfehlenswert.
  • Apropos Wasser. Spart Wasser auch beim Spülen oder Duschen. Gerade bei der Wasserversorgung im Fahrzeug ist euch jeder zusätzliche Tag, den Ihr nicht ver-/entsorgen müsst, wertvoll. Man kann sogar manches Wasser zweimal verwenden – Kartoffelwasser zum Spülen.
  • Wählt ebenso Öko-Campingplätze auf Eurer Tour. Viele Übernachtungsbetriebe haben sich bei Mülltrennung, Stromversorgung und Entsorgung auch den nachhaltigen Werg begeben.
  • Nutzt für Mobilität am Urlaubsort falls möglich Eurer Fahrrad oder das Pedelec. Ebenso sind Bus und Bahn für die städtische Tageseinreise, besser als das eigene Wohnmobil. Zudem spart Ihr mit Parkpläzen am Stadtrand Geld.
  • weitere Öko Tipps beim Camping haben wir in einem Beitrag mit Fräulein Öko diskutiert

Halbcamp ist effektiver als E-Camping

E-Camping steckt noch in den Kinderschuhen. Das typische Reiseverhalten von Wohnmobilisten mit langer Anreise passt noch nicht zu den für Elektrofahrzeuge erforderlichen Ladezyklen und Reichweiten. Werte für die Nachhaltigkeit eines Wohnmobiles auf Elektrobasis kann man über den Stromverbrauch errechnen. 25 kWh auf 100 km entsprechen 250 g CO2. Dennoch sind die ersten Fahrzeuge mit Reichweite von bis zu 350 km in der Produktion. Wir finden das gut, aber die Produktionsressourcen sind noch enorm. Besser dagegen ist Halbcamp, denn dadurch werden Produktionsressourcen vermieden. Aber steckt nun mehr Nachhaltigkeit in einem Wohnmobil mit Elektroantrie oder dem Halbeigentum?

Treibhausgas im Vergleich von Fahrzeugtypen über die Lebensdauer
Treibhausgas im Vergleich von Fahrzeugtypen über die Lebensdauer; Quelle: eigene Kalkulation halbcamp

Die Grafik zeigt den summierten Treibhausgaseffekt, der aus Produktion und Fahrt entsteht für verschiedene Fahrzeugtypen. Je nach Fahrzeuglebensdauer lassen sich dabei die Produktionsemissionen auf alle Kilometer umlegen.

Auffällig ist, dass ein Elektro-Camper sich im Vergleich zum Kastenwagen ab einer Gesamtfahrleistung von 250.000 km amortisiert. Für Halbcamper wurden nur die Kilometerleistungen eines Halbeigentümers dargestellt, damit entfallen halbe Produktionsressourcen auf ihn. Ein Kastenwagen als Halbcamper liegt immer ökologischer als ein E-Camper. Besser kann man es nur machen mit einem E-Camper in eine Halbeigentümergemeinschaft.

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